Leishmanien

Synonyme: Leishmania brasiliensis, Leishmania donovani, Leishmania major, Leishmania tropica
Leishmanien, Leishmania brasiliensis, Leishmania donovani, Leishmania major, Leishmania tropica

Die Leishmanien sind Protozoen, also einzellige Urtiere, die parasitisch leben und Krankheiten bei Menschen und Wirbeltieren hervorrufen können. Es gibt in der Gattung Leishmania ungefähr 15 verschiedene Arten, die Krankheitserreger des Menschen sind, wie Leishmania brasiliensis, Leishmania donovani, Leishmania tropica und Leishmania major. Die Leishmanien haben die Fähigkeit, als kleine eiförmige Zellen in Makrophagen und anderen weißen Blutkörperchen des Wirtes, die eigentlich zur Abwehr von Infektionen dienen, zu leben. Sie können Erkrankungen der Gefäße oder der Haut und Schleimhaut hervorrufen.

Die verschiedenen Arten kommen in den warmen Regionen in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika vor und werden durch den Stich von infizierten weiblichen Sandmücken (Gattungen Phlebotomus und Lutzomyia) übertragen. Durch die Sandmücken als Überträger (Vektoren) können die Erreger auch von infizierten Wirbeltieren wie beispielsweise Hunden in den Menschen gelangen. Die Leishmanien gelangen beim Saugen einer Sandmücke an einem infizierten Wirt in den Darm der Mücke. Dort verwandeln sie sich in eine längliche Form mit fadenförmigen schlagenden Zellfortsätzen (Geißeln) für die Fortbewegung. Die Leishmanien vermehren sich, wandern nach mehreren Tagen wieder in den Stechrüssel der Sandmücke ein und können durch einen erneuten Stich der Mücke einen neuen Wirt infizieren. In diesem werden sie von den Makrophagen aufgenommen, in denen sie sich wieder in die Form ohne Geißeln umwandeln und durch Zweiteilung vermehren. Die vermehrten Zellen werden freigesetzt und können weitere weiße Blutkörperchen befallen. Die Inkubationszeit kann Wochen bis Monate oder auch Jahre betragen. Die Infektion kann medikamentös behandelt werden.

Leishmanien: Inhaltsverzeichnis

Werbung

Krankheiten

Die Haut-Leishmaniose (kutane Leishmaniose, Orientbeule) wird unter anderem von L. tropica und L.major hervorgerufen. Sie tritt vor allem in Afghanistan, Algerien, Brasilien, Iran, Kolumbien und Syrien auf. Die Krankheitserreger bleiben meistens auf die Haut beschränkt und können dort lang anhaltende Schädigungen in Form von trockenen Knötchen (Papeln) und Geschwüren erzeugen, die schließlich spontan mit Narbenbildung ausheilen können.

Die unter anderem von L. brasiliensis erregte Haut- und Schleimhautleishmaniose kann ähnliche Symptome wie die Haut-Leishmaniose aufweisen, sie kann sich aber auch in tiefere Gewebeschichten und Schleimhäute ausbreiten und zu starker Gewebezerstörung beispielsweise der Nase oder des Mundes führen. Sie tritt insbesondere in Bolivien, Brasilien und Peru auf.

Die Eingeweide-Leishmaniose (viszerale Leishmaniose, Kala-Azar) wird von L. donovani und anderen Arten hervorgerufen. Diese ist die schwerste Form der Leishmaniose und kann zum Tod führen. Sie tritt insbesondere in Äthiopien, Bangladesh, Brasilien, Indien, Südsudan und Sudan auf. Die Erreger können Zellen des Immunsystems (mononukleär-phagozytäres System) in verschiedenen Organen wie der Milz, Leber, Lymphknoten, Knochenmark und der Haut befallen und dort entsprechende Schädigungen sowie Fieber, Gewichtsverlust, vergrößerte Milz und Leber (Splenomegalie, Hepatomegalie), erhöhte Antikörperkonzentrationen im Blut (Hypergammaglobulinämie) sowie fortschreitende Blutarmut (progrediente Anämie) verursachen.

Der Krankheitsverlauf einer Leishmaniose hängt davon ab, welche Zellen des Immunsystems auf welche Weise aktiviert werden, wodurch der Infektionsverlauf stärker oder schwächer ausgeprägt sein kann. Bei einer Immunschwäche kann sich eine latente Leishmania-Infektion verschlimmern und einen heftigen symptomatischen Verlauf nehmen.

Vorbeugung Leishmanien

Das Auftreten von Leishmaniose sollte überwacht (Surveillance) und Erkrankungen frühzeitig und wirksam behandelt werden, um die Ausbreitung zu verhindern. Weiterhin sollten die übertragenden Sandmückenarten bekämpft und Mückennetze verwendet werden. Eine verbesserte Ernährung der Menschen kann zu einer besseren Immunabwehr und somit weniger ausgeprägten Erkrankungen führen. Bessere Hygienebedingungen können die Sandmückenpopulationen eindämmen und verbesserte Lebensbedingungen den Kontakt mit Sandmücken verringern.

Werbung

Diesen Artikel drucken / teilen

Weitere Informationen

Übersicht: Alle Krankheitserreger von A bis Z

Quellen/Redaktion

Autor:

Dr. Johanna Schmitt

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

Kayser et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart, 13. Auflage 2014