Chlamydia trachomatis

Chlamydia trachomatis

Die zu den Chlamydien gehörenden Bakterien der Familie der Chlamydiaceae sind klein und unbeweglich. Die Gattungen Chlamydia und Chlamydophila dieser Familie enthalten Arten, die Krankheitserreger des Menschen sind. Die Chlamydien können sich nur innerhalb von lebenden Zellen vermehren (obligate Zellparasiten), in denen sie einen komplizierten Entwicklungskreislauf durchlaufen.

In diesem Entwicklungszyklus befinden sich die Bakterien abwechselnd in der infektiösen Form außerhalb der Zellen (Elementarkörperchen) und in der nicht infektiösen Form (Retikularkörperchen oder Initialkörperchen), in der sie sich innerhalb der Zellen vermehren. Die Elementarkörperchen können sich spezifisch an die entsprechenden Zielzellen anheften und werden anschließend in die Zellen aufgenommen, in denen sie sich dann in die Retikularkörperchen umwandeln.

Eine der krankheitserregenden Arten der Chlamydien ist Chlamydia trachomatis, deren unterschiedliche Serotypen verschiedene Erkrankungen der Harnorgane und Geschlechtsorgane und der Bindehäute und Hornhäute des Auges auslösen. C. trachomatis ist weltweit verbreitet und tritt ausschließlich beim Menschen auf. Die Inkubationszeit bei der Erstinfektionen beträgt etwa 1 bis 3 Wochen. Die Infektion kann mit Antibiotika behandelt werden.

Chlamydia trachomatis: Inhaltsverzeichnis

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Krankheiten

Die Serotypen A bis C von C.trachomatis rufen das Trachom hervor. Dies ist eine chronisch wiederkehrende Erkrankung der Bindehäute und Hornhäute des Auges, die insbesondere in den Tropen verbreitet ist und vor allem unter schlechten hygienischen Bedingungen auftreten kann. Die Erreger können durch ansteckendes Augensekret oder durch damit verunreinigte Hände sowie Gegenstände wie Handtücher (Schmierinfektion) und durch Fliegen übertragen werden. Die Infektion tritt meist im Kindesalter zum ersten Mal auf. Durch häufige erneute Infektionen und durch die zusätzliche Infektion mit weiteren Bakterien (Superinfektion) kann es ohne Behandlung im Lauf der Zeit zu Vernarbungen und Eintrübungen der Hornhaut des Auges und schließlich zur Erblindung kommen.

Die anderen Serotypen von C. trachomatis werden durch Geschlechtsverkehr oder bei der Geburt übertragen.

Die Serotypen D–K verursachen Infektionen der Harnorgane und Geschlechtsorgane und können gelegentlich auch Infektionen der Augenbindehaut hervorrufen. Sie können auch bei der Geburt auf Neugeborene übertragen werden. Chlamydien gehören weltweit und auch in den Industrieländern zu den häufigsten bakteriellen Erregern von Infektionen der Harnorgane und Geschlechtsorgane.

Bei Frauen verlaufen Chlamydieninfektionen der Geschlechtsorgane häufig ohne Symptome oder können sich nur als eitriger Scheidenausfluss äußern, da zunächst die Schleimhaut des Gebärmutterhalses (Zervix) von den Bakterien infiziert wird. Die Infektion kann sich aber auch auf andere Organe ausbreiten und unter anderem Entzündungen der Harnröhre (Urethra), der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium), der Eileiter und der Bauchfellhöhle (Peritonealraum) hervorrufen und zu Unfruchtbarkeit führen.

Bei Männern können Chlamydieninfektionen der Geschlechtsorgane symptomlos oder zunächst als Entzündung der Harnröhre (Urethritis), die sich durch Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen und eitrigen Ausfluss äußern kann, auftreten. Die Infektion kann aufsteigen und sich zu einer Entzündung der Prostata (Prostatitis) oder der Nebenhoden (Epididymitis) weiterentwickeln, letztere ist sehr schmerzhaft.

Infektionen mit diesen Chlamydien können auch Entzündungen der Bindehaut (Konjunktivitis), des Mastdarms (Proktitis) und des Rachens (Pharyngitis) hervorrufen.

Chlamydieninfektionen von Schwangeren können während der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden. Dies kann bei dem Säugling zu Bindehautentzündung (Konjunktivitis), Mittelohrentzündung oder auch schwerer Lungenentzündung (Pneumonie) führen. Es gibt auch Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie zum Beispiel Frühgeburten und vorzeitigen Blasensprung.

Die Serotypen L1, L2 und L3 sind die Erreger des Lymphogranuloma venereum. Dabei handelt es sich um eine Infektion, die durch Geschlechtsverkehr übertragen wird und hauptsächlich in den Tropen vorkommt. An der Infektionsstelle im Bereich der Geschlechtsorgane kann sich nach 3 bis 12 Tagen zunächst ein Bläschen bilden, aus dem sich ein oberflächliches Geschwür (Primärläsion) entwickeln kann, das schließlich mit schmerzhaften Schwellungen der Lymphknoten in diesem Bereich einhergeht, die aufbrechen und narbig verheilen können.

Vorbeugung Chlamydia trachomatis

Die Maßnahmen zur Vorbeugung einer sexuell übertragenen Chlamydieninfektion entsprechen den allgemeinen Maßnahmen zur Verhütung der Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten. Junge Frauen können sich auf Chlamydieninfektionen hin untersuchen (screenen) lassen. Schwangere werden im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge ebenfalls auf C. trachomatis gescreent, um die schwerwiegenden Folgen für die Neugeborenen zu verringern.

Bei einer Chlamydieninfektion müssen auch die Sexualpartner der letzten 2 Monate untersucht und gegebenenfalls behandelt werden, um eine mögliche erneute Infektion zu verhindern.

Zur Eindämmung der Erkrankung am Trachom können verbesserte Hygienebedingungen, angemessene Wasserversorgung und die Bekämpfung von Fliegen in den betroffenen Regionen sowie die konsequente Behandlung von Trachompatienten mit Antibiotika beitragen.

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Weitere Informationen

Übersicht: Alle Krankheitserreger von A bis Z

Quellen/Redaktion

Autor:

Dr. Johanna Schmitt

Medizinisches Review:

Derzeit in Bearbeitung


Quellen:

Kayser et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart, 13. Auflage 2014

RKI-Ratgeber für Ärzte – Chlamydiosen Teil 1